Sonntag, 28. März 2010

Seltsame Vulkane

So, bis Donnerstag ist hier leider Pause. Ich fahre als Tutor auf Exkursion in die exotischsten Gefilde unseres Planeten. (Nagut, eigentlich ist es ein Acker im thüringschen Hundbegraben-Kaffhausen, aber ohne Internet)

In der Zwischenzeit habe ich ein Rätsel für euch - welcher dieser beiden Vulkane ist echt und welcher ein Modell aus Pappe?





 An beiden Bildern wurde nix "geshoppt". Auflösung nächste Woche :)

 Apropos geshoppt, wann kommt endlich CS5 raus? Holy Smokes!

Freitag, 26. März 2010

Eruption auf Island - tolle Bilder!

Eine schöne, basaltische Effusion wie aus dem Bilderbuch. Da sich der Riss weder vergrößert noch "verstopft", scheint auch die Gefahr weiterer Eruptionen (erst recht explosiver) erst einmal gebannt.



(via Outside The Interzone)

Donnerstag, 25. März 2010

Sonderbriefmarke für den Vater der Geopyhsik

Kennen Sie Emil Wiechert?

Keine Angst, halb so schlimm wenn nicht. Emil Wiechert war der Seismologe schlechthin- vergleichbar mit der Bedeutung Einsteins oder Plancks für die Physiker der Moderne. Wikipedia schreibt sogar: "Emil Wiechert wird auch international als der Gründungsvater des Fachgebietes Geophysik anerkannt. Noch heute gilt er als einer der bedeutendsten Seismologen Deutschlands, wenn nicht sogar weltweit."

Hach, was waren das für Zeiten, als die Wissenschaftler noch in Anzug und Zwirbelbart experimentierten!


(Portrait von Emil Wiechert (1861-1928). Foto: Wiechert'sche Erdbebenwarte Göttingen e.V.)

Wiechert wurde in Tilsit geboren, studierte in Königsberg Physik und hatte nach seinem Studium die erste Geophysikprofessur der Welt in Göttingen inne. Seine herausragendste Leistung war die dauerhafte Aufzeichnung und Auswertung von Erdbebenwellen, die erstmalig ein geschlossenes Modell des Erdinneren anhand der Laufwege ermöglichten. Sein Seismograf von 1901 ist bis heute (!) unvermindert in Betrieb, nicht nur als Museumsstück, sondern um historische Erdbeben vergleichen zu können. Die Anlage war eine der wenigen, welche das katastrophale Erdbeben von San Francisco 1906 aufzeichnete. Nebenbei gilt Wiechert als einer der Mitentdecker des Elektrons.

Anlässlich des 150. Geburtstages von Wiechert gibt die Deutsche Post nächstes Jahr eine Sonderbriefmarke heraus. Darum bemüht hatte sich die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft, die von Wiechert selbst gegründet wurde und heute als geophysikalischer Dachverband in Deutschland fungiert.


"Ferne Kunde bringt Dir der schwankende Fels - Deute die Zeichen!" Spruch am Eingang der Erdbebenwarte in GöttingenFoto: Alexander Rudloff (DGG)


"Mit Emil Wiechert wird einer der Begründer der Geophysik geehrt", sagt Professor Dr. Ugur Yaramanci, Präsident der DGG. "Dies ist eine äußerst erfreuliche Nachricht, nicht nur für Geowissenschaftler im In- und Ausland".

Pressemitteilung


(via geonetzwerk.org)

Mittwoch, 24. März 2010

Erdbebengefahr in Istanbul

Erdbeben vorherzusagen ist immer so eine Sache.

Man könnte es am ehesten mit einem einsturzgefährdeten Haus vergleichen - das Haus mag in 2 Stunden, 2 Wochen oder 20 Jahren einstürzen, genauer kann ein Statiker es nicht sagen. Der Haken ist: Spannungen und Stress sind nicht direkt sichtbar, nur indirekt. Beim Haus fangen vielleicht die Balken an, sich zu biegen, es splittert oder macht komische Geräusche. Bei Erdbeben gibt es auch "gebogene Balken", aber mit ein paar Problemen - zum einen ist die Auflösung der Instrumente schlecht, zum anderen baut sich die Spannung oft über Jahrtausende auf, man kennt also manchmal gar nicht den Ausgangszustand.

Anders gesagt: Man beobachtet die Balken im einsturzgefährdetem Haus aus zwei Kilometern Entfernung und weiß noch nicht einmal, ob die Balken nicht sogar krumm gehören, könnte ja ein ästhetischer Einfall des Architekten gewesen sein. Man hat weder Baupläne noch Zeugen, die jemals im Haus gewesen sind. Dann versteht man vielleicht die Problematik der Erdbebenvorhersage.

Was nicht heißt, dass es völlig unmöglich ist.

In Istanbul (genauer: im Marmara Fault System) gibt es jetzt neue Fortschritte. Durch präzise Messung der Blattverschiebungsraten konnten Geophysiker Modelle entwickeln, die Spannungsfelder anzeigen - ein "durchgebogener Balken":



Das letzte Mal hat es 1766 gewackelt, seitdem akkumuliert sich die Spannung. Wahrscheinlich wird sich diese eher in einer Reihe kleinerer Beben irgendwann entladen, was aber auch kein großer Grund zur Beruhigung ist. Problematisch ist vor allem die Stadt selbst: Istanbul hat rund 15 Mio. Einwohner und nach Schätzungen sind bis zu 85% der Gebäude illegal errichtet.

Hier gibt es das gesamte Paper.

Hier gibt es einen Artikel darüber im Spiegel... der aber etwas fragwürdig ist. Wie türkische Ingenieure da gleich 150.000 Tote ausrechnen wollen, ist mir schleierhaft.

(via Rapid Uplift)

Dienstag, 23. März 2010

Das Tor zur Hölle

Fährt man nachts durch die Wüste Turkmenistans, kommt man an ungewöhnlichen Orten vorbei.
Zum Beispiel dem hier:



Nein, das ist kein Vulkan, sondern ein brennender Krater in der platten Landschaft.


Eine sowjetische Explorationscrew wollte 1970 eigentlich nach Gas bohren, als plötzlich der Bohrturm in einem riesigen Loch verschwand. Das entweichende Gas wurde aus Sicherhteisgründen angezündet, Geologen gingen davon aus, es würde drei Tage brennen. 40 Jahre später brennt es immer noch lichterloh, das Loch ist inzwischen um einiges größer geworden.

Tagsüber sieht es leider nicht ganz so spektakulär aus:


Inzwischen ist der Ort auch bei Touristen beliebt, vorrausgesetzt, man kommt da irgendwie hin. Dies ist übrigens auch der Ort meines letzten "Where on Google Earth"-Suchbildes. Hier sind ein paar weitere Impressionen dieser surrealen Landschaft:



/Edit:
Ein paar Infos am Rande, der Krater bzw. die Gegend heißt Darvaza (Wiki), der Krater ist mit rund 75 Metern Durchmesser relativ klein.


View Larger Map

(image courtesy of johnhbradley.com; http://www.happygolucky.no/portfolio/album/72157622822004006/turkmenistan-2009.html; and others)

Montag, 22. März 2010

Vulkan auf Island widerlegt Klimawandel! (oder so)

Wir Geowissenschaftler sind schon fiese Leute. Hinter den Kulissen weiß jeder, dass unter sämtlichen Eismassen und Gletschern der Erde Vulkane schlummern, die fröhlich vor sich hin puffen und so das Eis zum Schmelzen bringen. Nix mit Klimawandel - unter der Antarktis röhrt ein Monstrum, da ist der Olympus Mons ein Witz dagegen! Leider zahlt die Klimamafia zu gut, um die Wahrheit erzählen zu können. Aber jetzt hat sich ein Vulkan auf Island nicht an die Abmachung gehalten und ist einfach so durch die Eisdecke gebrochen.

Zumindest glaubt das Deutschlands Chefverschwörer von Alles-Schall-und-Rauch:

Die Vertreter der vom Menschen gemachten Klimaerwärmung benutzen eine Gletscherschmelze auf Island und Grönland immer als Beweis dafür, das CO2 wäre der Übeltäter. Dabei berichte ich schon seit Jahren was Geologen sagen, unter den Gletschern von Island und auch Grönland gibt es Vulkane, sogenannte Hotspots, welche durch ihre Wärme das Eis zum schmelzen bringen.

Nur die meisten Vulkane sieht man unter der Eisdecke nicht, deshalb können diese falschen Behauptungen über die Ursache der Schmelze in Umlauf gebracht werden und die meisten Klimafreaks glauben es. Da die Gletscher schmelzen ist das CO2 schuld daran. Kopfschüttel!

In der vergangenen Nacht ist jetzt aber einer davon durch das dicke Eis gebrochen und es sieht aus wie wenn das Eis brennen würde.

Ja sowas aber auch. Kopfschüttel! 

Seine Fans setzen noch einen drauf:

Quadrillion hat gesagt...HAARP war zwischen dem 20. und den 21. morgens aktiver als sonst.
Che*Fan hat gesagt...Wenn ich das Feuer auf dem Bild so sehe bekomme ich das Bedürfnis Al Gore mit seiner ganzen CO2 Sekte in diesem lebendig zu verbrennen. Dieses Ungeziefer reibt sich doch schon wieder die Hände weil sie endlich einen einzigen Ort gefunden haben an dem nach dem Vulkanausbruch ein paar Kilometer Gletscher verschwunden sind.

Vulkanausbruch auf Island

So, ich bin wieder im Lande.

Auf Island hat es vorgestern ordentlich geruppelt, der Eyjafjallajökull (gesprochen Äija-fjattla-jö-kuddel) ist nach 187 Jahren Pause wieder eruptiert. Gefahr für Menschen besteht wenig, ein paar hundert Einwohner wurden evakuiert, Flugrouten umverlegt. Die Erfahrungen mit einer subglazialen Eruption und Flutkatastrophe von 1996 hat die Behörden vorsichtig gemacht, daher die vorsorgliche Evakuierung. Derzeit gilt eine solche Gefahr aber als sehr gering, die Eruption findet anscheinend nur oberhalb der Eisdecke statt.






Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Möglichkeit, dass weitere Eruptionen in der Nähe getriggert werden könnten.

"This was a rather small and peaceful eruption but we are concerned that it could trigger an eruption at the nearby Katla volcano, a vicious volcano that could cause both local and global damage," said Pall Einarsson, a geophysicist at the University of Iceland's Institute of Earth Science, Associated Press news agency reported.

Im Laufe des heutigen Tages sind die Lavafontänen einer (Dampf-)Plume gewichen, welche jedoch verhältnismäßig klein ist. Alles in allem handelt es sich um eine relativ ruhige Eruption, aber trotzdem ein faszinierendes Naturschauspiel!


PS: Ich experimentiere gerade mit ein paar neuen Designs, also nicht wundern wenn die Seite mal etwas krumm aussieht.

Freitag, 19. März 2010

Where on Google Earth #195

Nachdem ich den letzten WoGE mehr oder weniger gewonnen habe, darf ich das neue hosten, Nummer 195. Allerdings nicht hier, sondern drüben. Anleitung: Die Stelle in Google Earth finden, Koordinaten und Geologie posten, fertig.


Kommentare und Lösungen bitte dort hinterlassen :)

Mittwoch, 17. März 2010

Magnetfeldanomalien in Deutschland

Gestern habe ich mich wieder ein klein wenig gefreut, dass es die Geophysik in die Nachrichten geschafft hat :)

Auf Spiegel.de gibt es einen Artikel über magnetische Totalfeldanomalien in Deutschland, die erst jetzt vom Leibniz-Institut in Hannover als landesübergreifende Karte veröffentlicht wurden. Der Text im Artikel ist an manchen Stellen etwas Wischiwaschi, aber im Großen und Ganzen in Ordnung. Spektakuläre neue Erkenntnisse hat die Karte nicht gebracht, dass hat auch keiner erwartet - die Daten sind alles andere als neu (mit ein paar Ausnahmen). Im zugehörigen Poster steht:

Das Kernstück der westlichen Bundesländer ist die Befliegung durch Prakla-Seismos zwischen 1965 und 1971 (Prakla-Seismos 1971). Die Messungen in den östlichen Bundesländern wurden durch den VEB Geophysik realisiert.
 
Die Suche nach neuen Lagerstätten ist in dem Rahmen zwar auch wichtig, hängt aber nur indirekt mit dieser Karte zusammen. 67 regionale Messungen aus mehreren Jahrzehnten wurden dafür ausgewertet und angeglichen. Den Horror dabei will ich mir gar nicht vorstellen - gerade bei magnetischen Messungen misst jeder gerne ein bisschen was anderes und Jahrzehnte alte Schludrigkeiten sind nicht immer erkennbar. Schon bei der Angleichung von zwei magnetischen Messkampagnen im Abstand von einem Jahr rauft man sich schnell die Haare. Insofern großen Respekt vor dieser Leistung!

Montag, 15. März 2010

Warum ich Wissenschaftler wurde...

Entschuldigt bitte die Sendepause. Ich bin gerade für zwei Wochen auf der anderen Seite der Republik bei meinen Eltern zu Besuch - und wie immer haben sich einige Arbeiten rund um Haus und Garten angesammelt. Es könnte also diese Tage etwas ruhig im Blog werden.

Auf scienceblogs.de macht gerade eine Serie die Runde, welche Faktoren einen auf den jetzigen Lebensweg verschlagen haben. Ich dachte, ich mach mal mit... hier also meine zwei Cent*:

  • Sendung mit der Maus
  • Star Trek
  • Jugend-(Jahr)bücher
  • diverse Fantasy und SciFi
  • mein Physiklehrer aus Klasse 5
  • MacGyver
  • Joachim Bublath
  • PM
  • Erich von Däniken

Keine besonders überraschende Liste, denke ich. Früher hatten wir nur 4 Fernsehprogramme - Erste, Zweites, Drittes und Sat.1, kein RTL. Nach der Schule lief meistens irgendeine Star Trek-Serie, die ich alle verschlang. Ich war nie ein richtiger Fan oder "Trekkie", war noch nie auf einer Con, aber irgendwie hat es mein Leben sehr geprägt. Heutzutage gibt es an der Stelle nur diese völlig debilen Gerichtsshows mit den schlechtesten Laiendarstellern Deutschlands.

Die PM hatte ich auch abonniert, anscheinend ging das vielen so. Ende der Neunziger und um die Jahrtausendwende herum hatte ich wohl auch eine Art "leichtesoterische Phase", insofern störte mich der Hokuspokus-Journalismus in der PM damals nicht wirklich, ich fand ihn sogar klasse. Noch bis in die Abiturzeit hinein war ich zudem vehementer Anhänger der Paläo-SETI-These, inzwischen ist mir das hochpeinlich. Besonders da ich als Leiter der Abi-Zeitung meine Position ein wenig missbrauchte und einen dreiseitigen Schwurbel-Artikel über Dänikens Theorien ins Abschlussbuch schrieb, der zum Glück kaum ein Echo fand.

Doch auch das war eine wichtige Lektion - in Selbstkritik, Überheblichkeit und unabhängiger Recherche. Die Tendenz des Geistes, Theorien nach Wunschvorstellung und nicht nach Datenlage zu gewichten, ist verblüffend. Keiner ist davor gefeit.

Gehe ich weiter in meine Kindheit zurück, fallen mir vor allem zahlreiche Bücher ein - über Dinosaurier, Vulkane, UFOs, Weltraum, Bauwerke und alle anderen Themen, die Jungs damals so interessierten. Da sind unvorstellbare Schätze dabei, die es heute vermutlich gar nicht mehr zu kaufen gibt. Ich glaube ich werde wie Florian ein paar davon mal im Detail vorstellen.

Es ist erstaunlich, wie augenscheinlich triviale Erlebnisse der Kindheit das gesamte Leben beeinflussen - vielleicht mehr als alles andere, was man später tat. Das wird einem erst Jahre danach bewusst.



*Nach dem Schreiben ist mir aufgefallen, dass "zwei Cent einwerfen" eigentlich eine amerikanische Redewendung ist, die es im Deutschen gar nicht gibt. Ich finde sie ganz hübsch.

Dienstag, 9. März 2010

4-Tage-Schule, ein Modell für Deutschland?

Kommt nach der 4-Tage-Woche in manchen Industriebranchen auch eine für Schüler? Viele Bundesländer in Deutschland haben riesige Versorgungslöcher in der Bildung, die in zukünftigen Jahren durch Pensionswellen nur noch größer werden dürften. Wir haben Hauptschüler, die in ihrem Leben keine einzige Physikstunde hatten - gleichzeitig fordern Politiker flächendeckende Ganztagsschulen. Eine absurde Diskrepanz, wenn man gleichzeitig bedenkt, dass viele Lehrer seit Jahren immer weniger verdienen.

Die verblüfften Blicke kennt er schon. Jörg Pohlers, 46, liefert Pizza aus, dreimal die Woche, zwischen 17 und 22 Uhr, für vier Euro pro Stunde; ein ganz normaler Nebenjob, eigentlich. Doch wenn er klingelt, passiert es regelmäßig, dass seine Kunden erst mal ungläubig staunen.

Denn Jörg Pohlers arbeitet als Technik-, Wirtschafts- und Sportlehrer in Leipzig, festangestellt, seit 20 Jahren. Als Pizzabote beliefert er häufig seine eigenen Schüler.

>>> Spiegel.de


Viele Staaten in Amerika haben das gleiche Problem. Eine radikale und umstrittene Lösung ist die Viertagewoche - Unterricht nur noch von Dienstag bis Freitag. Inzwischen in manchen Distrikten in 17 Staaten Standard.



Die Situation ist sicherlich nicht mit Deutschland vergleichbar, da in Amerika Schulen auf eigenverantwortlicherer Basis laufen und die Lehrer meines Wissens auch nicht beim Staat direkt angestellt sind. Trotzdem ist das eine äußerst beängstigende Entwicklung. Zudem eine, die der ohnehin kritischen Bildungspolitik in Amerika noch weiter schaden dürfte.

Erdbeben in der Türkei - kurzer Nachtrag

Gestern wackelte wieder die Erde, ein Magnitude 5.9-Erdbeben in der Türkei mit etwa 60 Toten. Das würde normalerweise nicht in den Nachrichten auftauchen, ist verständlicherweise im Angesicht der aktuellen globalen Aufmerksamkeit jedoch eine Meldung wert. Natürlich ist jeder Tote tragisch und ein Opfer zuviel - aber man sollte den Bezugsrahmen nicht verlieren. Zur Erinnerung: Erdbeben dieser Größenordnung finden im Schnitt jeden zweiten Tag statt. Sie lassen sich weder ernsthaft voraussagen noch verhindern. Nur der Schaden kann durch bessere Gebäude klein gehalten werden, was in der Türkei wohl nicht getan wurde.

(Bild und weitere Daten von http://my.opera.com/nielsol/blog/)

In einer Nachrichtensendung ("Brisant" glaube ich) wurde berichtet "das Erdbeben kam mit Vorankündigung: die Türkei gilt as Kollisionsgebiet mehrerer Kontinentalplatten". Letzteres ist zwar korrekt, aber die Aussage davor ziemlich dusselig - ein typisches Beispiel für Redakteure, die nicht mit pseudokausalen Statistiken umgehen können. Genauso gut könnte man sagen, jeder Autounfall kommt "mit Vorankündigung", da es im Jahr zwei Millionen Unfälle gibt.

Apropos Unfälle. Erinnert sich jemand an 2003? Damals gab es im Sommer ein schweres Busunglück - und auf einmal hatte man in den Nachrichten den Eindruck, dass Busse plötzlich links und rechts überall von der Straße rutschen. Letztes Jahr machte der tragische Fall eines verhungerten Kindes Schlagzeilen und sofort gab es Berichte von weiteren, vergleichbaren Fällen. Selektive Medienwahrnehmung ist gefährlich, deswegen sind verlässliche Statistiken so wichtig. Und die geben für Erdbeben bisher keinen erhöhten Grund zur Sorge.

Samstag, 6. März 2010

Schulbürokratie in Deutschland

Zur Abwechslung ein anderes Thema über das man sich amüsieren, aber auch ein bisschen aufregen kann.

Als ich 1999 in die 8. Klasse ging gab es bei uns eine Projektwoche, bei der man sich vorher für ein bestimmtes Projekt anmelden musste. Eine Woche lang keinen Unterricht, sondern kochen, Kanu fahren, Sport machen und musizieren. Man kennt das ja. Eine der Gruppen hieß "Vernetzung der Schule" mit der Idee, die gesamte Schule Raum für Raum zu vernetzen. Die Schüler legten unter Anleitung des Hausmeisters und eines technikversierten Lehrers hunderte Meter LAN-Kabel, bohrten Dosen in die Wände, verkabelten Router und Swichtes und setzten sogar ein Serversystem auf.

Zugegeben, die meiste Zeit wurde im Computerraum Quake 3 gedaddelt. Aber am Ende der Woche war tatsächlich alles vernetzt und die Schulleitung begeistert, einen Riesenhaufen Geld gespart zu haben.

Dann kam der große Krach - die Schulaufsicht war entsetzt, der Landkreis empört! Das hätte alles ordentlich ausgeschrieben und von einer Spezialfirma gemacht werden müssen! Zum Glück gab es bereits vollendete Tatsachen und die Aufsicht besann sich eines Besseren und ließ die ganze Sache ruhen.

Der Schulbetrieb wird in ganz Deutschland immer weiter durchbürokratisiert. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, denn Geld für Sanierungen wird überall gebraucht und eine straffe Organisation kann bei der Verteilung helfen - aber die Motivation und Begeisterung für die eigene Schule gehen dadurch möglicherweise verloren. In der fünften Klasse hatte ich Unterricht in Räumen, die von den Eltern in den Sommerferien ehrenamtlich gestrichen und tapeziert worden waren, weil überall das Geld fehlte. Heutzutage wäre das wohl nicht mehr so selbstverständlich.

Teilweise treibt die Bürokratiewahn aber auch die absonderlichsten Blüten. Das mit dem Schulnetzwerk war ein Beispiel, ist aber nichts im Vergleich zu diesem Quatsch:



Wenn man den Youtube-Kommentaren glauben kann, gibt es das inzwischen öfters in Deutschland. Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?

Grassierende Wissenschaftsfeindlichkeit - wie schlimm ist es wirklich?

An manchen Tagen könnte man echt den Glauben an die Menschheit verlieren... Bild schreibt einen Artikel zum Klimawandel und 90% der knapp 100 Kommentare brüllen "Alles Lüge! Klimamafia!"

mandy hat gesagt..
Wenn sich das Universum ausdehnt und sich alles immer weiter von einander entfernt, dann sollte man bereits nach dieser Kenntnis wissen, dass eine globale Erwärmung ausgeschlossen ist, wenn sich Erde und Sonne immer weiter voneinander entfernen.

Gut, das ist nicht wirklich neu und die Kommentatoren auf bild.de dürften wahrscheinlich zu den dümmsten Deutschlands gehören. Jeder kennt das - man liest einen Artikel in Blogs, auf Nachrichtenseiten wie Spiegel, Stern, Focus oder in beliebigen Foren und die Kommentarsektion ist geflutet mit himmelsschreiend dämlichen Beiträgen. Verschwörungstheorien, Stammtischpolemik, Xenophobie, Besserwisserei und Hybris ohne Ende. Manchmal mag man seinen Augen kaum trauen, zu was für grotesken Fehlschlüssen manche Menschen in der Lage sind.

jelena schrieb:

Am Äqutor gab es immer mehr Erdbeben, als woanders, weil da die Fliehkräfte am stärksten sind. Uns bedroht keine Erdbeben.

Aber in letzter Zeit nimmt das Ganze eine noch krassere Form an, die mir echt Sorgen macht. Es wird einfach pauschal alles verteufelt, wo Wissenschaft draufsteht, egal worum es eigentlich geht. Hier ein paar Kommentarausschnitte aus einem Artikel über die kippende Erdachse:


Psymon schrieb: vor 5 Stunden

Ich weiss garnicht wie ich diese EINE Sekunde in 1 Million Jahren aufholen soll.
Das bringt ja massive einbußen mit sich.

Um sollchen Schrott machen sich Geowissenschaftler Gedanken, un fassbar.


kameramann schrieb:

Die wissenschaflter haben einen an de Klatsche. Wen interessiert ob die welt sich um Mikrosekunden schneller dreht und ob das von dem Erbebenkommt ist auch nicht nachgewiesen. Aber so einen Stuss verbreiten, da sind unsere Wissenschaftler ganz vorne mit dabei.


Hetzblattleser schrieb:

Euer "Eisläufer" wird langsamer, weil er seine Aerodynamik verschlechtert hat.
Ihr müsst euch ein anderes Beispiel suchen, sry.


Lewis2006 schrieb: vor 5 Stunden

Hallo...Hallo...ohne unsere Wissenschaftler hätten wir keinen Gen Mais.. Respekt bitte.. :-)


Benny11 schrieb: vor 3 Stunden

is mir schlecht... die erde dreht sich zu schnell......
welche forscher beschäftigen sich mit so einen unfug??


den13 schrieb: vor 3 Stunden

 Ich lache mich tot !!! - Um etwa 8 Zentimeter änderte sich die Neigung, bestimmte er mit einem Computermodell. Wie konnte dies mal ausrechnen?! - natürlich mit einem Computer!!! Was macht 8 cm - OOOOO!!!! 1,26 mikrosekunden - die Tagen werden kürzen!!! Wer bezahlt die Kerlen und haben die nichts besseres zu tun?


wonger schrieb: vor 5 Stunden

es bleibt nur zu hoffen,daß demnächst keine ewige Dunkelheit auf der Erde herrscht,wenndurch das Beben die Tage jetzt kürzer werden sollten und ich dachte,zum Frühjahr würden die Tage wieder länger,doch diese Wissenschaftler müssen es ja besser wissen,welch
ein Drama



Und das sind bloß Ausschnitte aus ein paar Seiten, länger wollte ich nicht lesen. Zugegeben, die Sache mit der Erdachsenkippung ist dem Laien schwer zu vermitteln und zudem noch umstritten. Aber die pauschale Wissenschafts-Antipathie hat vom Gefühl her in den letzten Monaten und Jahren stark zugenommen. Schon immer unter Beschuss standen die Mediziner und Evolutionsbiologen, seit 5 Jahren die Klimaforscher und heutzutage irgendwie alle. Wissenschaft, Teufelszeug! Sind doch eh alle nur gekauft! Vielleicht hat Jörg Recht wenn er schreibt, es gehe um "Krieg gegen die Wissenschaften".


An vorderster Front stehen auch solche Blogs wie das altbekannte Alles-Schall-und-Rauch von Freeman. Wer da durch die Kommentare stöbert, wird schnell Tastaturabdrücke auf seiner Stirn ernten. Kritik ist übrigens nicht erlaubt - Freeman lässt nur Kommentare zu, die ihn bedingungslos vergöttern. Selbst sachliche und nett geschriebene Kritik kommt nicht durch seine Zensur - ziemlich absurd, wenn man bedenkt, dass er ständig gegen die angebliche Zensur des Staates und der Medien pöbelt. Der Personenkult, den seine Anhänger um ihn veranstalten, kann einem echt Angst machen.


Paraguayintern hat gesagt...
Sehr interessant. Die logik gewinnt. Dies muss unbedingt auch auf andere lügen ausgeweitet werden. Besonders der sonneneinfluss auf das klima ist bemerkenswert. Auch auf anderen gebieten gibt es einflüsse, die unterdrückt oder noch nicht öffentlich bekannt gemacht wurden. Jetzt heisst es nachbohren. Das lügengebäude durch logik ins wackeln bringen. Dazu ist keine methode zu schade oder zu "schmutzig". Die gegenseite arbeitet ja nur mit diesen methoden. Das lügengebäude fällt in sich zuammen wie die zwei zwillingstürme!

cydonics hat gesagt...
Hallo Freeman!
Seit mehr als zwei Jahren verfolge ich Deinen Blog.
Es bleibt nur eines zu sagen:
DANKE!!!!
und vielleicht noch das:
DANKE!!!!

Systemverweigerer hat gesagt...Hey!
Ach Freeman... man kann Dir einfach nicht oft genug danken.
Ich bewundere nicht viele Menschen, doch Du gehörst für mich zu den Wenigen.

Ghostwriter hat gesagt...
Das ganze muss man genauso politisieren wie es die gegenseite ja so schön beherrscht. Die mafiatechniken müssen unvoreingenommen eingesetzt werden um so den spiess umzudrehen. Es wird ein krieg der hacker und der gesetzespillendreher. Zukunft, du bist da!

Ich habe nie an Freemans Version
gezweifelt und die Klimalüge bei jeder Gelegenheit ins lächerliche
gezogen und bei ungläubigen Blicken die Fakten benannt und ich weiß, dass fast alle hier das gleiche taten.

Wir werden immer mehr an Glaubwürdigkeit gewinnen und davor
haben die Tyrannen die größte Angst.



(Kommentare zum Bogus-Artikel über Phil Jones Temperaturaussage und weitere)

Die Frage ist - inwiefern ist das schlimm bzw. gefährlich für die Gesellschaft? Neulich fand ich den  Spruch "9/11 troofers are stupid, but harmless in the end. they are fighting an enemy that doesn't exist." Gleiches könnte man über Chemtrailer, NWO-Verschwörer und Ähnliche sagen, die Sache ist mehr oder weniger belanglos. Oder? Sollen sie doch jeden Mist glauben, dadurch kommt immerhin keiner direkt zu Schaden. Auf der anderen Seite gerät man auch als Anhänger solcher Theorien schnell in einen Strudel aus Misstrauen und Wahnsinn.

Bei extremen Alternativ-Medizinern sieht die Sache eindeutiger aus - wer Krebs mit Chakren und AIDS mit Globuli heilen will, setzt Menschenleben aufs Spiel. Wer bei Leukämie sein Kind mit Granderwasser oder germanischer neuer Medizin heilt und nicht zum Arzt geht, bringt es möglicherweise um.

Und der Klimawandel? Immerhin sind die meisten Entscheidungsträger der Politik auf Seiten der Wissenschaft. Doch nicht überall - gerade in Amerika ist das ein Problem. Einer der Gründe des Scheiterns der COP15-Konferenz war das fehlende, aber angekündigte Gesetz der Amerikaner, welches von den Republikanern vorher noch blockiert wurde. China hatte vor der Konferenz angekündigt, im Falle eines Gesetztesvorschlages aus Amerika selbst ein vergleichbares Programm zu entwerfen.

Die wachsende Wissenschaftsfeindlichkeit legt schon heute die Basis für spätere Probleme, die bis zum Extremismus reichen könnten. Doch was soll man tun, wie vorgehen? Oder wird die Wahrheit letztendlich doch immer siegen?

Freitag, 5. März 2010

Gibt es mehr Erdbeben als sonst?


- Nein.

Verständlicherweise fragen sich das viele zurzeit - erst die Beben in Haiti und Chile und jetzt anscheinend eines nach dem anderen in Taiwan und anderswo. In Amerika geht gerade die Angst vor dem "Big One" um, ein befürchtetes Riesenerdbeben im Bereich des San-Andreas-Grabens. Aber ist das wirklich so? "Rächt" sich die Erde an den Menschen?

Glücklicherweise kann man Erdbeben einfach zählen, also brauchen wir uns bloß die Tabelle angucken:




Die Tabelle wird jeden Tag aktualisiert. Beim Hochrechnen kommt man auf die Zahlen, die ich mit Paint rechts daneben gekrakelt habe. Streng genommen funktioniert das Hochrechnen hier nicht, da sich durch die Abnahme der Proben die Varianzen und Konfidenzintervalle zu sehr verschieben - ein Vergleich mit einzelnen Monaten wäre vielleicht besser. Aber für diesen Punkt reicht es aus, da zumindest bei 7.0-7.9 kein stark erhöhtes Auftreten festzustellen ist. Ein paar Prozent über dem langjährigen Mittel, aber nicht all zu viel. In den 90ern gibt es noch mehr Abweichungen (allein 3 Jahre mit 18 Beben in der Kategorie), siehe hier.

Die anderen Kategorien sind stärker erhöht, das liegt jedoch an den Nachbeben in der jeweiligen Region. In den vergangenen Tagen fanden allein 214 mittelschwache Nachbeben in Chile statt, daher fällt die unterste Zahl aus dem Rahmen. So viele Nachbeben sind im globalen Maßstab in der Tat eher selten, kommen aber an den Anden häufiger vor. Viele kleine Nachbeben sind immerhin besser als ein großes.

Fassen wir zusammen: das Ganze ist, abgesehen von den Nachbeben, selektive Wahrnehmung. Die Zunahme der Erdbeben ist bisher nicht statistisch signifikant.

Abgesehen davon hängt die Zerstörung oft auch nur sehr lose mit der Magnitude zusammen. Ein 7.0-Erdbeben wie auf Haiti findet mindestens jeden Monat irgendwo auf der Erde statt - heute wie früher. Chile war ein Jahrhundertereignis, wenn auch mit viel weniger Opfern.

Ein Erdbeben kann weitere in der gleichen Region oder entlang der Platte triggern, aber nicht über den halben Erdball verteilt, zumindest ist der Einfluss äußerst gering.

Was sich auf jeden Fall im Vergleich zu früher geändert hat, ist folgendes:

1. Urbanisierung - mehr Menschen wohnen in erdbebengefährdeten Städten.
2. Globale Medienaufmerksamkeit - wäre das Erdbeben in Chile vor 20 Jahren gewesen, hätte es keinen interessiert. Heutzutage haben wir ein stärkeres globales Bewusstsein (aber auch mehr Sensationsgier der Medien)

Da liegt der Hase begraben.

Donnerstag, 4. März 2010

Where on (Google) Earth #189

Hi everyone!

Prologue: This is my original blog in German. If you whish this page translated in English, click here - the Google translator is doing quite a good job these days. As I might draw little international traffic from the geoblog community, I invite anyone to put out a little tweet or some kind of referer on their page to this WoGE #189. Thank you!

I had the great honor of solving the last WoGE contest on Ron Schott's blog yesterday (the beautiful Rio Araguaia), so this is the new one. Here's how the game works: (taken from Ron's page)

"For those of you who may be unfamiliar with WoGE (who dat?), the object is to search Google Earth until you find the tract of land pictured below. Once you’ve found it, identify its latitude and longitude in the comments to this post and do what you can to describe the geological significance of this area or the landform in question. The winner (first person to post the correct location and geology) will have the honor of hosting the next WoGE competition on their own Geoblog. If you haven’t won (recently) or have just been thinking about starting your own geology blog it’s a great chance to win a little exposure among your colleagues and the bragging rights that go with that. If you’re getting bogged down or just want to take a break from searching, consider taking a tour of past WoGE localities – the list is getting quite impressive. And if you’re still looking for more of this Google Earth geo-goodness have a look at the new Pathological Geomorphology blog which was inspired by WoGE."

Plus, if you don't have your own geoblog, no problem- just ask a geoblogger to kindly host it for you.

Schott's Rule applies for those who have solved previous contests. I think it might be a bit easy, so north is unknown. Hint: It's an island.



Comments only in English, please.

Mittwoch, 3. März 2010

Gletscher von unten

Ein schönes Video, da freut sich das Geowissenschaftler-Herz!

Die Erdachse ist gekippt... oder nicht?

Gestern machte diese Schlagzeile die Runde:


(welcher Planet soll das eigentlich sein? Ach, egal)

Auf Spiegel Online wurde es noch etwas drastischer "Geologen warnen vor drastischen Folgen: Scheinbar erloschene Vulkane könnten ausbrechen."

Im Detail geht es darum, dass laut NASA-Berechnungen die Erdachse um 8 Zentimeter verschoben und der Tag um 1,26 µs kürzer sein soll - das spielt natürlich im täglichen Leben keinerlei Rolle, könnte aber ausreichend sein, um als Korrekturfaktor in geophysikalischen Modellen zukünftig berücksichtigt zu werden. Übrigens geht es hier nicht um die eigentliche Erdachse von Norden nach Süden, sondern um die Schwereachse oder Figurenachse. Diese liegt rund 10 Meter neben der geografischen Erdachse und bezeichnet die symmetrische Massenverteilung. Insofern wären 8 cm bei 10 m durchaus bedeutend. Das ganze ergibt sich aus dem veränderten Trägheitsmoment, welches beim Erdbeben ein bisschen dichter zur Achse gewandert ist (etwas unphysikalisch ausgedrückt). Das Ganze nennt sich Drehimpulserhaltung und funktioniert analog wie im Chefsessel mit ausgestreckten Armen Schwung nehmen und anschließend die Arme an die Brust drücken.

(Übrigens bezieht sich die Angabe auf den Ort, wo die Achse aus dem Pol herausstechen würde. Eine Angabe in Bogensekunden ist natürlich wissenschaftlicher, lässt sich aber nicht so leicht vorstellen)

Die Spiegel-Schlagzeile ist etwas seltsam - eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit für Eruptionen ist nach Erdbeben immer gegeben, das hat aber mit der Erdachse nichts zu tun und ist gerade eben noch statistisch signifikant. Wo es ordentlich wackelt, erfährt Magma weniger Widerstand und kommt leichter an die Oberfläche - Katastrophenpanik ist aber beim besten Willen nicht gegeben.

Doch heute das: Die Achse kippt doch nicht!
Professor Rainer Kind vom Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam: „Es ist höchst zweifelhaft, dass diese Berechnungen richtig sind. Die Veränderungen an der Erdachse durch ein Erdbeben wären so winzig, dass sie nicht messbar und somit unmöglich zuverlässig nachweisbar sind.“

Bereits vorhandene Berechnungen von Erdachsenverschiebungen durch frühere Erdbeben seien ebenfalls bis heute umstritten, erklärt der Experte.
Auch Professor Karl-Heinz Glaßmeier von der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft kritisiert die angebliche Entdeckung: „Als ich das gestern gelesen habe, habe ich die Hände überm Kopf zusammengeschlagen“, sagt der Experte für Erdmagnetismus.
Er meint: „Damit kann die Nasa nur Schlagzeilen machen wollen. Eine Zahl von acht Zentimetern ist absolut nicht nachweisbar.“

Wer hat denn nun Recht? Ganz ehrlich - ich habe keine Ahnung. 8 cm scheint mir wirklich ein bisschen viel - allerdings sollen es beim Sumatra-Beben 2004 rund 3 cm gewesen sein. Berücksichtigt man den unterschiedlichen Abstand zum Äquator, könnten 8 cm durchaus hinkommen. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht. Bisher findet man in den üblichen Geoblogs auch keine Meinungen dazu.

Montag, 1. März 2010

Hans Rosling, weltweite Armut und große Chancen

Es ist wohl eines der wichtigsten Themen unserer Zeit: die weltweite Armut. Viel wird darüber geschrieben und geredet - und leider gibt es auch viele Vorurteile. Gerne wirft man in Gedanken ganz Afrika in einen Elends-Topf und verkennt die riesigen Unterschiede zwischen einzelnen Regionen und Ländern. Ein häufig wiederholtes Mantra ist die aufklaffende Schere zwischen arm und reich, aber stimmt das wirklich? Stellt man das globale Einkommen auf einem Graphen da, erhält man eine grobe Gaußverteilung. Diese hat kein "Loch" in der Mitte zwischen arm und reich und wird auch nicht immer breiter - sondern schmaler.

Die Welt ist komplexer als wir denken und birgt nicht nur Armut und Pessimismus, sondern ebenfalls großartige Chancen durch das wirtschaftliche Wachstum überall, vor allem in Asien. Es ist äußerst wichtig, einen objektiven Überblick zu bekommen. Wie immer gilt - emotionale Anekdoten sind unzuverlässig, wir brauchen Statistiken! Und hier kommt Hans Rosling ins Spiel.

Rosling ist Mediziner und Statistiker, der sich seit Jahrzehnten in Afrika herumtreibt. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Probleme in den Entwicklungsländern nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu quantifizieren.

Seinen Auftritt bei der TED 2006 hatte ich vor Jahren gesehen und war schlichtweg begeistert, aber auch erschrocken, wie sehr ich die Welt missverstanden hatte. Inzwischen gibt es noch einige weitere Videos von seinen Vorträgen. Thilo Kuessner hat in seinem Blog die bekanntesten gesammelt und kommentiert, danke dafür! Ebenfalls gibt es einen Artikel im Spiegel, aber am besten sollte man sich die Sache mal live anschauen. Das Interessante sind ja eigentlich die Statistiken und nicht Rosling selbst.

(Ich weiß, ihr mögt keine 18 Minuten langen TED-Videos, aber schaut euch das hier wirklich mal an, es lohnt sich!)



Seine Software ist übrigens als Flash frei verfügbar, wer gerne selbst mal Statistiken miteinander verknüpfen möchte: gapminder.org

Die sinnlose Erkenntnis des Tages

Die Geschichte der Päpstin Johanna ist mit ziemlicher Sicherheit eine Legende. Aber auch aus anderen Gründen ist der Titel eigentlich falsch - "Papst" kommt vom lateinischen Papa bzw. vom griechischen Pappas, was natürlich Vater bedeutet. Ein weiblicher Vater ergibt aber keinen Sinn, also müsste ein solches Kirchenamt Mapst (oder Mäpstin?) heißen. Und wo lebte die Mapst Johanna? Richtig - im Muttikan!