Dienstag, 9. März 2010

Erdbeben in der Türkei - kurzer Nachtrag

Gestern wackelte wieder die Erde, ein Magnitude 5.9-Erdbeben in der Türkei mit etwa 60 Toten. Das würde normalerweise nicht in den Nachrichten auftauchen, ist verständlicherweise im Angesicht der aktuellen globalen Aufmerksamkeit jedoch eine Meldung wert. Natürlich ist jeder Tote tragisch und ein Opfer zuviel - aber man sollte den Bezugsrahmen nicht verlieren. Zur Erinnerung: Erdbeben dieser Größenordnung finden im Schnitt jeden zweiten Tag statt. Sie lassen sich weder ernsthaft voraussagen noch verhindern. Nur der Schaden kann durch bessere Gebäude klein gehalten werden, was in der Türkei wohl nicht getan wurde.

(Bild und weitere Daten von http://my.opera.com/nielsol/blog/)

In einer Nachrichtensendung ("Brisant" glaube ich) wurde berichtet "das Erdbeben kam mit Vorankündigung: die Türkei gilt as Kollisionsgebiet mehrerer Kontinentalplatten". Letzteres ist zwar korrekt, aber die Aussage davor ziemlich dusselig - ein typisches Beispiel für Redakteure, die nicht mit pseudokausalen Statistiken umgehen können. Genauso gut könnte man sagen, jeder Autounfall kommt "mit Vorankündigung", da es im Jahr zwei Millionen Unfälle gibt.

Apropos Unfälle. Erinnert sich jemand an 2003? Damals gab es im Sommer ein schweres Busunglück - und auf einmal hatte man in den Nachrichten den Eindruck, dass Busse plötzlich links und rechts überall von der Straße rutschen. Letztes Jahr machte der tragische Fall eines verhungerten Kindes Schlagzeilen und sofort gab es Berichte von weiteren, vergleichbaren Fällen. Selektive Medienwahrnehmung ist gefährlich, deswegen sind verlässliche Statistiken so wichtig. Und die geben für Erdbeben bisher keinen erhöhten Grund zur Sorge.

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