Samstag, 6. März 2010

Schulbürokratie in Deutschland

Zur Abwechslung ein anderes Thema über das man sich amüsieren, aber auch ein bisschen aufregen kann.

Als ich 1999 in die 8. Klasse ging gab es bei uns eine Projektwoche, bei der man sich vorher für ein bestimmtes Projekt anmelden musste. Eine Woche lang keinen Unterricht, sondern kochen, Kanu fahren, Sport machen und musizieren. Man kennt das ja. Eine der Gruppen hieß "Vernetzung der Schule" mit der Idee, die gesamte Schule Raum für Raum zu vernetzen. Die Schüler legten unter Anleitung des Hausmeisters und eines technikversierten Lehrers hunderte Meter LAN-Kabel, bohrten Dosen in die Wände, verkabelten Router und Swichtes und setzten sogar ein Serversystem auf.

Zugegeben, die meiste Zeit wurde im Computerraum Quake 3 gedaddelt. Aber am Ende der Woche war tatsächlich alles vernetzt und die Schulleitung begeistert, einen Riesenhaufen Geld gespart zu haben.

Dann kam der große Krach - die Schulaufsicht war entsetzt, der Landkreis empört! Das hätte alles ordentlich ausgeschrieben und von einer Spezialfirma gemacht werden müssen! Zum Glück gab es bereits vollendete Tatsachen und die Aufsicht besann sich eines Besseren und ließ die ganze Sache ruhen.

Der Schulbetrieb wird in ganz Deutschland immer weiter durchbürokratisiert. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, denn Geld für Sanierungen wird überall gebraucht und eine straffe Organisation kann bei der Verteilung helfen - aber die Motivation und Begeisterung für die eigene Schule gehen dadurch möglicherweise verloren. In der fünften Klasse hatte ich Unterricht in Räumen, die von den Eltern in den Sommerferien ehrenamtlich gestrichen und tapeziert worden waren, weil überall das Geld fehlte. Heutzutage wäre das wohl nicht mehr so selbstverständlich.

Teilweise treibt die Bürokratiewahn aber auch die absonderlichsten Blüten. Das mit dem Schulnetzwerk war ein Beispiel, ist aber nichts im Vergleich zu diesem Quatsch:



Wenn man den Youtube-Kommentaren glauben kann, gibt es das inzwischen öfters in Deutschland. Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?

1 Kommentar:

  1. Das erinnert mich an die Beleuchtung in unseren Laboren. Dort gibt es zwar noch Lichtschalter, aber auch nur so zum Teil: damit kann man die Lampenreihen quer zum Fenster an- und ausschalten. Die Lampen über den Tischen am Fenster sind jedoch rein bewegungsmelder- und helligkeitsgesteuert. Und damit's nicht langweilig wird, gehen nach einiger Zeit der Ruhe – genau wie in der Schule im Video – nach einiger Zeit alle Lampen aus.

    Offensichtlich hat da jemand gemeint, daß in Laboren dauernd rumgerannt und gehampelt wird. Ruhig arbeiten war wohl nicht vorgesehen.

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