(welcher Planet soll das eigentlich sein? Ach, egal)
Auf Spiegel Online wurde es noch etwas drastischer "Geologen warnen vor drastischen Folgen: Scheinbar erloschene Vulkane könnten ausbrechen."
Im Detail geht es darum, dass laut NASA-Berechnungen die Erdachse um 8 Zentimeter verschoben und der Tag um 1,26 µs kürzer sein soll - das spielt natürlich im täglichen Leben keinerlei Rolle, könnte aber ausreichend sein, um als Korrekturfaktor in geophysikalischen Modellen zukünftig berücksichtigt zu werden. Übrigens geht es hier nicht um die eigentliche Erdachse von Norden nach Süden, sondern um die Schwereachse oder Figurenachse. Diese liegt rund 10 Meter neben der geografischen Erdachse und bezeichnet die symmetrische Massenverteilung. Insofern wären 8 cm bei 10 m durchaus bedeutend. Das ganze ergibt sich aus dem veränderten Trägheitsmoment, welches beim Erdbeben ein bisschen dichter zur Achse gewandert ist (etwas unphysikalisch ausgedrückt). Das Ganze nennt sich Drehimpulserhaltung und funktioniert analog wie im Chefsessel mit ausgestreckten Armen Schwung nehmen und anschließend die Arme an die Brust drücken.
(Übrigens bezieht sich die Angabe auf den Ort, wo die Achse aus dem Pol herausstechen würde. Eine Angabe in Bogensekunden ist natürlich wissenschaftlicher, lässt sich aber nicht so leicht vorstellen)
Die Spiegel-Schlagzeile ist etwas seltsam - eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit für Eruptionen ist nach Erdbeben immer gegeben, das hat aber mit der Erdachse nichts zu tun und ist gerade eben noch statistisch signifikant. Wo es ordentlich wackelt, erfährt Magma weniger Widerstand und kommt leichter an die Oberfläche - Katastrophenpanik ist aber beim besten Willen nicht gegeben.
Doch heute das: Die Achse kippt doch nicht!
Professor Rainer Kind vom Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam: „Es ist höchst zweifelhaft, dass diese Berechnungen richtig sind. Die Veränderungen an der Erdachse durch ein Erdbeben wären so winzig, dass sie nicht messbar und somit unmöglich zuverlässig nachweisbar sind.“
Bereits vorhandene Berechnungen von Erdachsenverschiebungen durch frühere Erdbeben seien ebenfalls bis heute umstritten, erklärt der Experte.
Auch Professor Karl-Heinz Glaßmeier von der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft kritisiert die angebliche Entdeckung: „Als ich das gestern gelesen habe, habe ich die Hände überm Kopf zusammengeschlagen“, sagt der Experte für Erdmagnetismus.
Er meint: „Damit kann die Nasa nur Schlagzeilen machen wollen. Eine Zahl von acht Zentimetern ist absolut nicht nachweisbar.“
Wer hat denn nun Recht? Ganz ehrlich - ich habe keine Ahnung. 8 cm scheint mir wirklich ein bisschen viel - allerdings sollen es beim Sumatra-Beben 2004 rund 3 cm gewesen sein. Berücksichtigt man den unterschiedlichen Abstand zum Äquator, könnten 8 cm durchaus hinkommen. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht. Bisher findet man in den üblichen Geoblogs auch keine Meinungen dazu.
Ich hab' auch die Hände übern Kopf zusammengeschlagen, aber eher, weil die Schlagzeilen so undeutlich waren, und man leicht verstand, dass die Vulkane nun alle ausbrechen, nur weil die Erde ein wenig schneller rotiert.
AntwortenLöschenAusserdem bremst uns ja der Mond eher wieder aus.
Selten so einen Schwachsinn gehört - Blöd-Zeitung eben!
AntwortenLöschenIch lästere ja auch gerne mal über die Bild-Zeitung, aber an dieser Stelle muss ich sie fast ein bisschen in Schutz nehmen. Während andere Nachrichtenseiten vor allem die Agenturmeldungen verdauen, kümmert sich Bild oft um mehr Details und gegenläufige Meinungen - und hat hier anscheinend beim GFZ und DGG angerufen, was ja nicht falsch ist. Oft kommt dabei allerdings auch Schwachsinn heraus (siehe "Käßmann bei den Grünen" auf Bildblog). Sowieso ist die ganzen Sache beim besten Willen keine Nummer-1-Schlagzeile wert. Aber manche Infos finden sich halt nur in der Bild und nirgends sonst.
AntwortenLöschenAllerdings ist es mir schon ein bisschen peinlich, sie in dem Post gleich 2 Mal zitiert zu haben ^^