Mittwoch, 21. April 2010

Scienceblogs!

So, seit heute morgen ist es soweit




Viel Spaß!

Montag, 19. April 2010

Eyjafjallajökull

Uff... was für ein Wochenende. Ein verhältnismäßig kleiner Vulkan auf Island pustet Asche über den Atlantik (immerhin haben die Isländer jetzt überhaupt wieder "Asche", hahaha) und Europa versinkt im Reisechaos. Über das ganze wurde schon reichlich von allen Nachrichtenseiten und -sendern ausführlich berichtet und im Internet verbloggt.

Eigentlich schon fast zu spät, aber was soll's, ich will auch meinen Senf beisteuern. Das hier ist eher ein Meinungsartikel.

Die Frage, die schon seit Tagen im Raum herumhängt: Ist das Flugverbot gerechtfertigt? Das lässt sich pauschal wohl kaum beantworten. Überhaupt ist die Abwägung zwischen wirtschaftlichem Schaden und Gefährdung von Menschenleben eine äußerst knifflige, in der Haut der Entscheider möchte ich nicht stecken.

In dem ganzen Trubel wird auch der Ruf nach mehr Testflügen lauter. Schon am Wochenende gab es mehrere davon in Europa, mit unterschiedlichen Ergebnissen

Scientists from Wiltshire who have been making test flights into the volcanic ash cloud say the decision to close UK airspace is not an over-reaction. BBC.

Völlig unverständlich finde ich die Aktion der Lufthansa, eine Handvoll Probeflüge zu machen und dann stolz zu verkünden: nichts passiert, also ist alles ok. Wie bitte? Selbst bei der Lufthansa sollte es eigentlich ein Verständnis für Statistik und wissenschaftliche Methoden geben.

Stellen Sie sich vor, ein Mathematiker will die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser im Lotto herausfinden, kauft sich einen einzigen Losschein, verliert, und stellt fest: "Die Wahrscheinlichkeit ist 1 zu unendlich, null Prozent! Keiner kann jemals den Jackpot gewinnen!"

Selbst bei einer Unfallwahrscheinlichkeit von 1:1 Million wäre der Luftraum noch viel zu unsicher. Bei pro Tag 20 000 Flügen in Europa hieße das, jeden Tag neu Russisch Roulette mit 1:50 für den Jackpot - da würde ich nicht fliegen wollen. Kurzum: Drei Probeflüge und hinterher mit dem Finger über die Scheibe wischen und gucken, ob was hängen bleibt - das ist keine Wissenschaft!

Das heute gestartete Flugzeug der DLR kann da vielleicht bessere Antworten liefern. Hut ab vor den Mitarbeitern, die Tag und Nacht gearbeitet haben, um die Vorbereitungen - die sonst mehrere Wochen verschlingen - an einem einzigen Wochenende durchzuführen. Wenn alles funktioniert, könnte es schon heute Auswertungen für den deutschen Luftraum geben.


Das Problem ist jedoch nicht unbedingt die Wolke an sich, sondern die Tatsache, dass es kaum Grenzwerte oder Erfahrungen mit Triebwerken gibt. Selbst wenn man die Wolke erstmal gut vermessen hat - ohne ein Gefühl dafür, wie stark diese einem Triebwerk schaden könnte, ist das nur ein Anhaltspunkt. Die zwei bekannten Unfälle aus den 80ern fanden jeweils bei sehr starken Aschedichten statt - aber aus zwei Ereignissen kann man noch längst keine Statistik bauen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Luftraum über Deutschland vermutlich sicher genug ist. Aber Bauchgefühle sind nicht immer gute Ratgeber - und solange Unsicherheiten herrschen, ist absolute Vorsicht auf jeden Fall das beste Mittel.

Mittwoch, 14. April 2010

Neuer Rekord: 5000m tiefe Black Smoker gefunden

Black Smoker sind hydrothermale Quellen am Meeresgrund, aus denen oft mehrere hundert Grad heißes Wasser nach oben steigt. Sie sind besonders interessant für Biologen, da an diesen Stellen oft eine völlig einzigartige Flora und Fauna herrscht.

Jetzt konnten Forscher neue Black Smoker in der Karibik messen und filmen - in wahnsinniger Tiefe!



"It was like wandering across the surface of another world," says Bramley Murton, a geologist at the National Oceanographic Centre (NOC) in Southampton, UK, who piloted the Hy-Bis underwater vehicle around these deep volcanic vents and filmed them for the first time.

"The rainbow hues of the mineral spires and the fluorescent blues of the microbial mats covering them were like nothing I had ever seen before," Murton says.

(via New Scientist)

Montag, 12. April 2010

Notiz in eigener Sache - Besucherzahlen

Verzeihung, dass es die letzten Tage etwas still war, das neue Semester ist angekommen (neue Stundenpläne, alles muss umgeschoben werden, keiner hält sich an die Regeln, man kennt das ja) - und der Umzug nach Scienceblogs wird wohl auch noch ein paar Tage warten müssen. Ich bin noch dabei, Text und Logo zu entwerfen. Und außerdem hat meine alte treue Microsoft-Maus nach 8 Jahren Dauerbenutzung nun endgültig den Geist aufgegeben. Spendet jemand für eine Ersatzmaus? :D

In der Zwischenzeit ein paar Daten in eigener Sache, für den interssierten Leser:





















Der 28. und 31. eines Monats werden leider nicht angezeigt (verbuggtes Programm). Ärgerlich - denn am 28. Februar waren mit 354 Leuten am zweitmeisten Besucher da!

Anhand der Zahlen lässt sich schön erkennen, welche Artikel am beliebtesten waren. Vor allem: Verschwörungsgeschichten! Daruf werde ich morgen noch einmal eingehen. Außerdem war die Besucherverteilung sehr stark von der "Vertwitterung" der Artikel abhängig, vielen Dank nochmal dafür!

Donnerstag, 8. April 2010

Wissenschaft vs. Amerikanische Politiker

Amerikanische Politiker sind oft ein Quell an Heiterkeit. In Amerika kreischen alle "Sozialismus!", weil eine Krankenversicherung eingeführt wird, die das Geld der Leute auch tatsächlich in die Gesundheitsversorgung stecken soll und nicht in die Taschen der Manager. Weiß eigentlich einer von denen, was "Sozialismus" überhaupt bedeutet? Merken die denn nicht, dass das alte amerikanische System mehr als doppelt so teuer ist wie z.B. das deutsche (welches auch nicht optimal ist), aber die Bürger eine viel schlechtere Versorgung bekommen?

Egal, ich bin kein Gesundheitsexperte und möchte das ungerne kommentieren. Politik ohne jede Sachkenntnis ist gefährlich. Vor ein paar Tagen machte der Abgeordnete Hank Johnson mit seinen Sorgen Schlagzeilen, die Insel Guam "könnte bei Überbevölkerung kentern und sinken".



Oder die Arizonaer Senatorin, die in einem Nebensatz das Alter der Erde wie selbstverständlich auf 6000 Jahre beziffert:



Vor einigen Wochen schrieb Florian über amerikanische Senatoren, die per Resolution beschlossen, dass Pluto doch ein Planet ist und die Klimaerwärmung kompletter Humbug. Wie gesagt: per Gesetz beschlossen. Das Beispiel mit der Evolutionstheorie kennt man ja bereits zur Genüge. 1897 verfasste der Senat von Illinois ein Gesetz, welches Pi auf genau 3 festlegte. Ist ja auch praktischer als diese blöde lange Zahl mit den vielen Nachkommastellen!

Wo bleibt der deutsche Bundestag? Ich bin für ein Gesetz, dass der Himmel ab jetzt grün zu sein hat und das Periodensystem nur noch aus 5 Elementen besteht, dass kann sich ja sonst keiner merken. Ein weiterer Mond für die Erde wäre auch mal cool. Macht jemand einen Petitionsantrag?

Aber Spaß beiseite - mich überrascht jedes Mal aufs neue, wie viele Menschen völlig missverstehen, wie Wissenschaft eigentlich funktioniert. Traurig.

Mittwoch, 7. April 2010

Magnitude 7.7 - Erdbeben erschüttert Indonesien

Edit: Ok, es ist nicht wirklich was passiert, aber das sah gestern nacht noch ganz anders aus. Man muss sich das mal vorstellen: Um 0.15 Uhr passierte das Beben, um 0.22 Uhr wurde die erste automatisierte Tsunamiwarnung von NOAA ausgegeben, wenige Minuten später erreichte die Meldung Twitter und die ersten Messageboards. Das war das erste Beben, welches ich "live" am Rechner verfolgen konnte. Ein paar Minuten lang passierte nichts, dann war auf Twitter die Hölle los, zumindest unter mehreren dutzend Agenturtickern und Geobloggern. Ein Institut hatte schon um 0.55 Uhr herum die Herdflächenverteilung modelliert und zeigte stolz die Bilder, neue Tsunamiwarnungen trudelten ein (mit dem Vermerk "ist wohl nicht sehr schlimm, aber besser vorsichtig sein"), die Magnitude wurden von USGS laufend nach oben und unten korrigiert, bis sie sich bei 7.7 einpendelte. Es dauerte bis etwa 1.15 Uhr, bis CNN einen fetten "Breaking News"-Balken einblendete und eine eigene Seite eingerichtet hatte. Nach und nach wurde klar, dass die Schäden wohl äußerst gering ausfallen werden und alle konnten ins Bett gehen. Irgendwie war das schon sehr spannend. Die Bilanz ist erfreulich: Nur ein paar Verletzte, keine Toten.


(courtesy xkcd)

Der alte Text:
Vor etwa 40 Minuten hat es wieder ordentlich gerappelt, ein M 7.8-Erdbeben, rund 200 km nordwestlich vor Sibolga, Sumatra, Indonesien. Örtliche Tsunamiwarnung wurde ausgegeben.

Dienstag, 6. April 2010

Ich schreibe bei Scienceblogs!

Inzwischen ist das wohl soweit in trockenen Tüchern, dass ich es verraten kann:

Ich werde zu den Scienceblogs umziehen!

Bereits vor ein paar Wochen schrieb mich der Chefredakteur an, ein paar Emails und Telefonate später war schon alles geklärt. Mich hatte die Einladung richtig umgehauen. Schließlich schreiben auf scienceblogs vor allem ausstudierte Fachleute und ich bin bloß ein grünohriger Student im 8. Semester. Eine große Ehre! Auf jeden Fall möchte ich mich auf diesem Wege sehr herzlich bei allen Fürsprechern, Unterstützern, Kommentatoren und Lesern bedanken - ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen!


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Umzug ist etwa in einer Woche. Nun stehe ich vor einer kleinen, aber kniffligen Frage - sollte der Titel "And the water seems inviting" beibehalten oder lieber ein anderer genommen werden?

Auf der einen Seite suggeriert der Titel ja erstmal etwas völlig anderes. Man könnte denken, ich sei Ozeanograf oder Wassersportler - ein Kumpel meinte mal, es höre sich sehr depressiv an und klingt nach einem Selbstmordgefährdeten. Zudem ist es recht lang und - englisch.

Auf der anderen Seite hat die Zeile auch etwas poetisches und hübsches, besonders für die, die den Satz von Carl Sagan kennen. Es ist vielleicht auch etwas "wärmer" als ein einfaches kaltes Schlagwort. Und letzlich hat sich der Titel auch ein wenig etabliert, zumindest unter denen, die dieses Blog schon mehrmals gelesen haben.


Also - was denkt Ihr? Beibehalten oder anderer Name? Bitte ehrlich sein und versucht Euch an den Moment zu erinnern, als Ihr das Blog zum ersten Mal gesehen habt.

(Mein persönlicher Favorit für den besten Blogtitel ist übrigens Ink In My Coffee, von einem Buchautor, wie sollte es anders sein. Leider schon vergeben.)

95 Mio. Jahre alte Bernsteinklumpen mit Insekten, Pilzen und Bakterien gefunden

Ich bin keine Paläontologe, aber solche Nachrichten sind wohl für alle Wissenschaftler spannend:

In Afrika wurden Brocken von Bernstein gefunden, die Organismen der Kreidezeit einschließen - Jurassic Park lässt grüßen!

Im Harz des unbekannten Baumes fanden sich Hinweise auf Pilze, Fadenwürmer, Spinnen, Insekten und Bakterien aus einer Zeit, als noch Dinosaurier auf der Erde wandelten und längst ausgestorbene Organismen Land und See bevölkerten. Neue Arten enstanden langsam - Vögel, Säugetiere und Angiospermen (Blütenpflanzen). Möglicherweise ist das Harz selbst von so einer Pflanze:

"The tree that produced the sap is still unknown, but the amber's chemistry is surprisingly very much like that of a group of more recent New World angiosperms called Hymenaea," says Nascimbene. "This amber could be from an early angiosperm or a previously-unknown conifer that is quite distinct from the other known Cretaceous amber-producing gymnosperms."

"The first angiosperms, or flowering plants, appeared and diversified in the Cretaceous," says first author Alexander Schmidt of the University of Göttingen in Germany. "Their rise to dominance drastically changed terrestrial ecosystems, and the Ethiopian amber deposit sheds light on this time of change."

Das wäre wahrhaftig eine Sensation - das erste Fundstück dieser Art! Ein unvorstellbar wertvoller Einblick in eine der erstaunlichsten Perioden der Erdgeschichte. Besonders in der evolutionären Entstehung der Blütenpflanzen erhofft man sich neue Erkenntnisse.

"Until now, we had discovered virtually no Cretaceous amber sites from the southern hemisphere's Gondwanan supercontinent," says author Paul Nascimbene of the Division of Invertebrate Zoology at the American Museum of Natural History. "Significant Cretaceous amber deposits had been found primarily in North America and Eurasia."

Im Bernsteinstück wurden über 30 Gliederfüßler gefunden, aus mindestens 13 unterschiedlichen Familien. Viele der Funde stellen somit die frühesten je gefundenen Fossilien der jeweiligen Art in Afrika dar. Unter anderem fanden sich Wespen, Staubläuse, Motten, Käfer, primitive Ameisen und der seltenen Zoraptera. Die Kreidezeit endete bekanntlich an der Kreide-Tertiär-Grenze vor rund 65 Mio. Jahren, als die Dinosauer ausstarben und das gesamte Ökosystem der Erde auf den Kopf gestellt wurde.

In internationaler und interdisziplinärer Forschungsarbeit wird jetzt die Gegend und die Bernsteinfunde weiter untersucht. Erschienen ist jetzt ein erstes Paper in "Proceedings of the National Academy of Sciences".


(via stumbleupon via the Daily Galaxy via Casey Kazan via material provided by American Museum of Natural History)

Samstag, 3. April 2010

Der echte Vulkan (Auflösung Teil 2)

Vor kurzem hatte ich gefragt ob dieses Bild hier echt ist:


Ja, ist es tatsächlich.
Es handelt sich dabei um den Ol Doinyo Lengai in Tansania, der einzige aktive Karbonatitvulkan der Erde - solche Vulkane sind sonst nur von der Venus bekannt. Das Bild oben ist etwas geschummelt und mit sehr langer Belichtungszeit aufgenommen (erkennbar auch an den Sternen). Die Lava selbst leuchtet nur sehr schwach, gerade so sichtbar.


Doch was ist überhaupt Karbonatitlava? Wie man sich denken kann, beschreibt es Lava, die einen besonders hohen Anteil an Karbonatitmineralen enthält - mindestens 50%. Wikipedia schreibt:

Diese Lava ist sehr dünnflüssig, hat etwa die Viskosität von Wasser. Kürzlich erstarrte Lava hat eine dunkle Farbe, die sich schnell in ein helles Beige verwandelt. Die Lava dieses Vulkans erreicht mit maximal 590 °C, im Vergleich zur Lava anderer Vulkane eine relativ geringe Temperatur, entstammt aber wesentlich tieferen Schichten des Erdinneren.

Ein detaillierter Text zum Vulkan findet sich am Ende dieses Posts.

Tagsüber sieht das ganze relativ unspektakulär aus:


Aber nachts ergeben sich Szenen wie von einem anderen Planeten:


Durch die geringen Temperaturen kann man sehr dicht herangehen und Proben nehmen. Aber auch dieser "Mini-Lavatube" hat noch ein paar hundert Grad.


Nach einiger Zeit wird die verwitterte Lava grau bis weiß:


Ein faszinierender Ort!



Hier ein detaillierterer Text von Fred Belton:

Ol Doinyo Lengai volcano, altitude 2886 meters, is a unique and extremely fascinating volcano that towers above the East African Rift Valley in Northern Tanzania, just south of Lake Natron.  It is the only volcano in the world that sometimes erupts natrocarbonatite lava, a highly fluid lava that contains almost no silicon. Natrocarbonatite lava is also much cooler than other lavas, being only about 510 degrees C compared to temperatures over ~1100 degrees C  for basaltic lavas. Natrocarbonatite is the most fluid lava in the world.  Lava with a low gas content can flow like a whitewater stream, and actually has a viscosity near that of water. Natrocarbonatite lava glows orange at night, but is not nearly as bright as silicon-based lavas since it is not as hot.

During the day it is not incandescent; most flows look like very fluid black oil, or brown foam, depending on the gas content. In the past, some visitors to the crater believed they were seeing mud flows. Most newly solidified lava is black and contains crystals that sparkle brightly in the sun.  There are also sometimes small flows known as "squeeze-ups" that are light gray when they flow and harden.  Contact with moisture rapidly turns natrocarbonatite lava white because of chemical reactions that occur when the lava absorbs water.  Eventually the water absorption process turns lava flows into soft brown powder. During dry weather the whitening of flows happens over a period of a few days to a couple of weeks, depending on the thickness of the flow. In rainy weather the lava surface turns white immediately.  In parts of the crater that have been inactive for several months, the ground is light brown/white and so soft that one sinks into it when walking.

(Image courtesy mostly to Tom Pfeiffer, Marco Fulle, Fred Belton, Martin Rietze, Stephane Granier)
http://www.swisseduc.ch/stromboli/perm/lengai/index-de.html

Further to
http://geology.about.com/cs/volcanoes/a/aa031499.htm
http://frank.mtsu.edu/~fbelton/lengai.html
http://www.earlham.edu/~castlje/web/jessicac.htm

http://www.earlham.edu/~graveti/oldoinyolengai.htm

Donnerstag, 1. April 2010

Der falsche Vulkan (Auflösung Teil 1)

Ich hatte überlegt, aus meinem Rästel zwei Artikel zu schreiben - beides ist für sich genommen äußerst interessant

Der hier:


ist ein Fake.



Es handelt sich dabei um Arbeiten des Fotografen und Künstlers Matthew Albanese, der aus allen möglichen Materialien Landschaften formt - angeblich, ohne sie danach mit Photoshop oder ähnlichem aufzubessern. Selbst die Wolken sind selbstgemacht:


und das Gras ist einfach nur ein Fellimitat.


Beides zusammen erzeugt unglaubliche Landschaften:



Die Arbeiten sind echt beeindruckend. Ein Blick auf seine Sammlung und Making-of-Gallerie sind auf jeden Fall einen Klick wert. Das hier ist nur eine kleine Auswahl:




(via visboo)

Geophysiker entdecken (möglicherweise) das Bernsteinzimmer

Die Sensation ist schon ein paar Tage her, aber nicht weniger spektakulär - polnische Forscher haben wahrscheinlich das Bernsteinzimmer gefunden, ein 68 Jahre altes Rätsel scheint somit gelöst. Aber der Reihe nach.

Das Bernsteinzimmer, ein im Auftrag des ersten Preußenkönigs Friedrich I. gefertigter Raum mit Wandverkleidungen aus Bernsteinelementen, war ursprünglich im Berliner Stadtschloss eingebaut. Im Jahr 1716 wurde es vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt. Fast zwei Jahrhunderte lang befand es sich im Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg. Ab 1942 war es im Königsberger Schloss ausgestellt, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es verschollen.

Über seinen Verbleib gab es eine kaum überschaubare Fülle an Behauptungen, Vermutungen und Spekulationen. In der einschlägigen Literatur wurden allein mehrere hundert Orte benannt, wo es verborgen sein sollte, inklusive des Wracks der Wilhelm Gustloff. Zahlreiche in- und ausländische Forscher hatten vergeblich nach dem Bernsteinzimmer gesucht. Bis jetzt.

Die Geophysiker der Akademski Geofyziski Warszawa haben eine komplett neue Methode zur Lokalisierung aus der Gravimetrie und Geomagnetik entwickelt. "Die Idee war eigentlich denkbar einfach. Im Gegensatz zu vielen geowissenschaftlichen Problemen, wie der Suche nach Erdöl, kannten wir die Abmessungen des Bernsteinzimmers in allen drei Dimensionen genau", erklärt der leitende Wissenschaftler Prof. Dr. Gregor Wazerski. "Wir brauchten also bloß eine gravimetrische Hohlraummessung mit einer Hashsummen-Analyse der bekannten Abmessungen verbinden. Hohlräume in der passenden Größe fanden wir allerdings in Osteuropa zuhauf."

Der nächste Schritt ist das Bernstein selbst: Wazerski und seine Kollegen konnten nachweisen, dass Bernstein das Erdmagnetfeld während seiner Verfestigung "einfriert", wie es auch mit basaltischer Lava am mittelozeanischen Rücken geschieht. Dieses lässt sich noch Jahrmillionen danach feststellen und somit datieren. Eine aeromagnetische Messung über halb Osteuropa brachte schnell vielversprechende Kandidaten - die Mikrogravimetrie-Trupps konnten ausrücken.


Und tatsächlich: ein halbverschütteter Keller unterhalb eines Bauernhofes bei Lublin zeigte die passende Signatur. "Es kann nur hier sein, das ist keine Frage. Leider können wir noch nicht bohren, um nicht die wertvolle Decke zu beschädigen. Weitere Ergebnisse könnten in den nächsten Tagen folgen." Der Bauer sagte aus, er benutze den Raum nur zum Lagern von Kartoffeln und wüsste von nichts. Die Forscher wollte er nicht in seinen Keller lassen.


Ob und wann der künstlerisch wertvollste Schatz der letzten Jahrhunderte ans Tageslicht rücken könnte, ist noch fraglich.

Sonntag, 28. März 2010

Seltsame Vulkane

So, bis Donnerstag ist hier leider Pause. Ich fahre als Tutor auf Exkursion in die exotischsten Gefilde unseres Planeten. (Nagut, eigentlich ist es ein Acker im thüringschen Hundbegraben-Kaffhausen, aber ohne Internet)

In der Zwischenzeit habe ich ein Rätsel für euch - welcher dieser beiden Vulkane ist echt und welcher ein Modell aus Pappe?





 An beiden Bildern wurde nix "geshoppt". Auflösung nächste Woche :)

 Apropos geshoppt, wann kommt endlich CS5 raus? Holy Smokes!

Freitag, 26. März 2010

Eruption auf Island - tolle Bilder!

Eine schöne, basaltische Effusion wie aus dem Bilderbuch. Da sich der Riss weder vergrößert noch "verstopft", scheint auch die Gefahr weiterer Eruptionen (erst recht explosiver) erst einmal gebannt.



(via Outside The Interzone)

Donnerstag, 25. März 2010

Sonderbriefmarke für den Vater der Geopyhsik

Kennen Sie Emil Wiechert?

Keine Angst, halb so schlimm wenn nicht. Emil Wiechert war der Seismologe schlechthin- vergleichbar mit der Bedeutung Einsteins oder Plancks für die Physiker der Moderne. Wikipedia schreibt sogar: "Emil Wiechert wird auch international als der Gründungsvater des Fachgebietes Geophysik anerkannt. Noch heute gilt er als einer der bedeutendsten Seismologen Deutschlands, wenn nicht sogar weltweit."

Hach, was waren das für Zeiten, als die Wissenschaftler noch in Anzug und Zwirbelbart experimentierten!


(Portrait von Emil Wiechert (1861-1928). Foto: Wiechert'sche Erdbebenwarte Göttingen e.V.)

Wiechert wurde in Tilsit geboren, studierte in Königsberg Physik und hatte nach seinem Studium die erste Geophysikprofessur der Welt in Göttingen inne. Seine herausragendste Leistung war die dauerhafte Aufzeichnung und Auswertung von Erdbebenwellen, die erstmalig ein geschlossenes Modell des Erdinneren anhand der Laufwege ermöglichten. Sein Seismograf von 1901 ist bis heute (!) unvermindert in Betrieb, nicht nur als Museumsstück, sondern um historische Erdbeben vergleichen zu können. Die Anlage war eine der wenigen, welche das katastrophale Erdbeben von San Francisco 1906 aufzeichnete. Nebenbei gilt Wiechert als einer der Mitentdecker des Elektrons.

Anlässlich des 150. Geburtstages von Wiechert gibt die Deutsche Post nächstes Jahr eine Sonderbriefmarke heraus. Darum bemüht hatte sich die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft, die von Wiechert selbst gegründet wurde und heute als geophysikalischer Dachverband in Deutschland fungiert.


"Ferne Kunde bringt Dir der schwankende Fels - Deute die Zeichen!" Spruch am Eingang der Erdbebenwarte in GöttingenFoto: Alexander Rudloff (DGG)


"Mit Emil Wiechert wird einer der Begründer der Geophysik geehrt", sagt Professor Dr. Ugur Yaramanci, Präsident der DGG. "Dies ist eine äußerst erfreuliche Nachricht, nicht nur für Geowissenschaftler im In- und Ausland".

Pressemitteilung


(via geonetzwerk.org)

Mittwoch, 24. März 2010

Erdbebengefahr in Istanbul

Erdbeben vorherzusagen ist immer so eine Sache.

Man könnte es am ehesten mit einem einsturzgefährdeten Haus vergleichen - das Haus mag in 2 Stunden, 2 Wochen oder 20 Jahren einstürzen, genauer kann ein Statiker es nicht sagen. Der Haken ist: Spannungen und Stress sind nicht direkt sichtbar, nur indirekt. Beim Haus fangen vielleicht die Balken an, sich zu biegen, es splittert oder macht komische Geräusche. Bei Erdbeben gibt es auch "gebogene Balken", aber mit ein paar Problemen - zum einen ist die Auflösung der Instrumente schlecht, zum anderen baut sich die Spannung oft über Jahrtausende auf, man kennt also manchmal gar nicht den Ausgangszustand.

Anders gesagt: Man beobachtet die Balken im einsturzgefährdetem Haus aus zwei Kilometern Entfernung und weiß noch nicht einmal, ob die Balken nicht sogar krumm gehören, könnte ja ein ästhetischer Einfall des Architekten gewesen sein. Man hat weder Baupläne noch Zeugen, die jemals im Haus gewesen sind. Dann versteht man vielleicht die Problematik der Erdbebenvorhersage.

Was nicht heißt, dass es völlig unmöglich ist.

In Istanbul (genauer: im Marmara Fault System) gibt es jetzt neue Fortschritte. Durch präzise Messung der Blattverschiebungsraten konnten Geophysiker Modelle entwickeln, die Spannungsfelder anzeigen - ein "durchgebogener Balken":



Das letzte Mal hat es 1766 gewackelt, seitdem akkumuliert sich die Spannung. Wahrscheinlich wird sich diese eher in einer Reihe kleinerer Beben irgendwann entladen, was aber auch kein großer Grund zur Beruhigung ist. Problematisch ist vor allem die Stadt selbst: Istanbul hat rund 15 Mio. Einwohner und nach Schätzungen sind bis zu 85% der Gebäude illegal errichtet.

Hier gibt es das gesamte Paper.

Hier gibt es einen Artikel darüber im Spiegel... der aber etwas fragwürdig ist. Wie türkische Ingenieure da gleich 150.000 Tote ausrechnen wollen, ist mir schleierhaft.

(via Rapid Uplift)

Dienstag, 23. März 2010

Das Tor zur Hölle

Fährt man nachts durch die Wüste Turkmenistans, kommt man an ungewöhnlichen Orten vorbei.
Zum Beispiel dem hier:



Nein, das ist kein Vulkan, sondern ein brennender Krater in der platten Landschaft.


Eine sowjetische Explorationscrew wollte 1970 eigentlich nach Gas bohren, als plötzlich der Bohrturm in einem riesigen Loch verschwand. Das entweichende Gas wurde aus Sicherhteisgründen angezündet, Geologen gingen davon aus, es würde drei Tage brennen. 40 Jahre später brennt es immer noch lichterloh, das Loch ist inzwischen um einiges größer geworden.

Tagsüber sieht es leider nicht ganz so spektakulär aus:


Inzwischen ist der Ort auch bei Touristen beliebt, vorrausgesetzt, man kommt da irgendwie hin. Dies ist übrigens auch der Ort meines letzten "Where on Google Earth"-Suchbildes. Hier sind ein paar weitere Impressionen dieser surrealen Landschaft:



/Edit:
Ein paar Infos am Rande, der Krater bzw. die Gegend heißt Darvaza (Wiki), der Krater ist mit rund 75 Metern Durchmesser relativ klein.


View Larger Map

(image courtesy of johnhbradley.com; http://www.happygolucky.no/portfolio/album/72157622822004006/turkmenistan-2009.html; and others)

Montag, 22. März 2010

Vulkan auf Island widerlegt Klimawandel! (oder so)

Wir Geowissenschaftler sind schon fiese Leute. Hinter den Kulissen weiß jeder, dass unter sämtlichen Eismassen und Gletschern der Erde Vulkane schlummern, die fröhlich vor sich hin puffen und so das Eis zum Schmelzen bringen. Nix mit Klimawandel - unter der Antarktis röhrt ein Monstrum, da ist der Olympus Mons ein Witz dagegen! Leider zahlt die Klimamafia zu gut, um die Wahrheit erzählen zu können. Aber jetzt hat sich ein Vulkan auf Island nicht an die Abmachung gehalten und ist einfach so durch die Eisdecke gebrochen.

Zumindest glaubt das Deutschlands Chefverschwörer von Alles-Schall-und-Rauch:

Die Vertreter der vom Menschen gemachten Klimaerwärmung benutzen eine Gletscherschmelze auf Island und Grönland immer als Beweis dafür, das CO2 wäre der Übeltäter. Dabei berichte ich schon seit Jahren was Geologen sagen, unter den Gletschern von Island und auch Grönland gibt es Vulkane, sogenannte Hotspots, welche durch ihre Wärme das Eis zum schmelzen bringen.

Nur die meisten Vulkane sieht man unter der Eisdecke nicht, deshalb können diese falschen Behauptungen über die Ursache der Schmelze in Umlauf gebracht werden und die meisten Klimafreaks glauben es. Da die Gletscher schmelzen ist das CO2 schuld daran. Kopfschüttel!

In der vergangenen Nacht ist jetzt aber einer davon durch das dicke Eis gebrochen und es sieht aus wie wenn das Eis brennen würde.

Ja sowas aber auch. Kopfschüttel! 

Seine Fans setzen noch einen drauf:

Quadrillion hat gesagt...HAARP war zwischen dem 20. und den 21. morgens aktiver als sonst.
Che*Fan hat gesagt...Wenn ich das Feuer auf dem Bild so sehe bekomme ich das Bedürfnis Al Gore mit seiner ganzen CO2 Sekte in diesem lebendig zu verbrennen. Dieses Ungeziefer reibt sich doch schon wieder die Hände weil sie endlich einen einzigen Ort gefunden haben an dem nach dem Vulkanausbruch ein paar Kilometer Gletscher verschwunden sind.

Vulkanausbruch auf Island

So, ich bin wieder im Lande.

Auf Island hat es vorgestern ordentlich geruppelt, der Eyjafjallajökull (gesprochen Äija-fjattla-jö-kuddel) ist nach 187 Jahren Pause wieder eruptiert. Gefahr für Menschen besteht wenig, ein paar hundert Einwohner wurden evakuiert, Flugrouten umverlegt. Die Erfahrungen mit einer subglazialen Eruption und Flutkatastrophe von 1996 hat die Behörden vorsichtig gemacht, daher die vorsorgliche Evakuierung. Derzeit gilt eine solche Gefahr aber als sehr gering, die Eruption findet anscheinend nur oberhalb der Eisdecke statt.






Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Möglichkeit, dass weitere Eruptionen in der Nähe getriggert werden könnten.

"This was a rather small and peaceful eruption but we are concerned that it could trigger an eruption at the nearby Katla volcano, a vicious volcano that could cause both local and global damage," said Pall Einarsson, a geophysicist at the University of Iceland's Institute of Earth Science, Associated Press news agency reported.

Im Laufe des heutigen Tages sind die Lavafontänen einer (Dampf-)Plume gewichen, welche jedoch verhältnismäßig klein ist. Alles in allem handelt es sich um eine relativ ruhige Eruption, aber trotzdem ein faszinierendes Naturschauspiel!


PS: Ich experimentiere gerade mit ein paar neuen Designs, also nicht wundern wenn die Seite mal etwas krumm aussieht.

Freitag, 19. März 2010

Where on Google Earth #195

Nachdem ich den letzten WoGE mehr oder weniger gewonnen habe, darf ich das neue hosten, Nummer 195. Allerdings nicht hier, sondern drüben. Anleitung: Die Stelle in Google Earth finden, Koordinaten und Geologie posten, fertig.


Kommentare und Lösungen bitte dort hinterlassen :)

Mittwoch, 17. März 2010

Magnetfeldanomalien in Deutschland

Gestern habe ich mich wieder ein klein wenig gefreut, dass es die Geophysik in die Nachrichten geschafft hat :)

Auf Spiegel.de gibt es einen Artikel über magnetische Totalfeldanomalien in Deutschland, die erst jetzt vom Leibniz-Institut in Hannover als landesübergreifende Karte veröffentlicht wurden. Der Text im Artikel ist an manchen Stellen etwas Wischiwaschi, aber im Großen und Ganzen in Ordnung. Spektakuläre neue Erkenntnisse hat die Karte nicht gebracht, dass hat auch keiner erwartet - die Daten sind alles andere als neu (mit ein paar Ausnahmen). Im zugehörigen Poster steht:

Das Kernstück der westlichen Bundesländer ist die Befliegung durch Prakla-Seismos zwischen 1965 und 1971 (Prakla-Seismos 1971). Die Messungen in den östlichen Bundesländern wurden durch den VEB Geophysik realisiert.
 
Die Suche nach neuen Lagerstätten ist in dem Rahmen zwar auch wichtig, hängt aber nur indirekt mit dieser Karte zusammen. 67 regionale Messungen aus mehreren Jahrzehnten wurden dafür ausgewertet und angeglichen. Den Horror dabei will ich mir gar nicht vorstellen - gerade bei magnetischen Messungen misst jeder gerne ein bisschen was anderes und Jahrzehnte alte Schludrigkeiten sind nicht immer erkennbar. Schon bei der Angleichung von zwei magnetischen Messkampagnen im Abstand von einem Jahr rauft man sich schnell die Haare. Insofern großen Respekt vor dieser Leistung!

Montag, 15. März 2010

Warum ich Wissenschaftler wurde...

Entschuldigt bitte die Sendepause. Ich bin gerade für zwei Wochen auf der anderen Seite der Republik bei meinen Eltern zu Besuch - und wie immer haben sich einige Arbeiten rund um Haus und Garten angesammelt. Es könnte also diese Tage etwas ruhig im Blog werden.

Auf scienceblogs.de macht gerade eine Serie die Runde, welche Faktoren einen auf den jetzigen Lebensweg verschlagen haben. Ich dachte, ich mach mal mit... hier also meine zwei Cent*:

  • Sendung mit der Maus
  • Star Trek
  • Jugend-(Jahr)bücher
  • diverse Fantasy und SciFi
  • mein Physiklehrer aus Klasse 5
  • MacGyver
  • Joachim Bublath
  • PM
  • Erich von Däniken

Keine besonders überraschende Liste, denke ich. Früher hatten wir nur 4 Fernsehprogramme - Erste, Zweites, Drittes und Sat.1, kein RTL. Nach der Schule lief meistens irgendeine Star Trek-Serie, die ich alle verschlang. Ich war nie ein richtiger Fan oder "Trekkie", war noch nie auf einer Con, aber irgendwie hat es mein Leben sehr geprägt. Heutzutage gibt es an der Stelle nur diese völlig debilen Gerichtsshows mit den schlechtesten Laiendarstellern Deutschlands.

Die PM hatte ich auch abonniert, anscheinend ging das vielen so. Ende der Neunziger und um die Jahrtausendwende herum hatte ich wohl auch eine Art "leichtesoterische Phase", insofern störte mich der Hokuspokus-Journalismus in der PM damals nicht wirklich, ich fand ihn sogar klasse. Noch bis in die Abiturzeit hinein war ich zudem vehementer Anhänger der Paläo-SETI-These, inzwischen ist mir das hochpeinlich. Besonders da ich als Leiter der Abi-Zeitung meine Position ein wenig missbrauchte und einen dreiseitigen Schwurbel-Artikel über Dänikens Theorien ins Abschlussbuch schrieb, der zum Glück kaum ein Echo fand.

Doch auch das war eine wichtige Lektion - in Selbstkritik, Überheblichkeit und unabhängiger Recherche. Die Tendenz des Geistes, Theorien nach Wunschvorstellung und nicht nach Datenlage zu gewichten, ist verblüffend. Keiner ist davor gefeit.

Gehe ich weiter in meine Kindheit zurück, fallen mir vor allem zahlreiche Bücher ein - über Dinosaurier, Vulkane, UFOs, Weltraum, Bauwerke und alle anderen Themen, die Jungs damals so interessierten. Da sind unvorstellbare Schätze dabei, die es heute vermutlich gar nicht mehr zu kaufen gibt. Ich glaube ich werde wie Florian ein paar davon mal im Detail vorstellen.

Es ist erstaunlich, wie augenscheinlich triviale Erlebnisse der Kindheit das gesamte Leben beeinflussen - vielleicht mehr als alles andere, was man später tat. Das wird einem erst Jahre danach bewusst.



*Nach dem Schreiben ist mir aufgefallen, dass "zwei Cent einwerfen" eigentlich eine amerikanische Redewendung ist, die es im Deutschen gar nicht gibt. Ich finde sie ganz hübsch.

Dienstag, 9. März 2010

4-Tage-Schule, ein Modell für Deutschland?

Kommt nach der 4-Tage-Woche in manchen Industriebranchen auch eine für Schüler? Viele Bundesländer in Deutschland haben riesige Versorgungslöcher in der Bildung, die in zukünftigen Jahren durch Pensionswellen nur noch größer werden dürften. Wir haben Hauptschüler, die in ihrem Leben keine einzige Physikstunde hatten - gleichzeitig fordern Politiker flächendeckende Ganztagsschulen. Eine absurde Diskrepanz, wenn man gleichzeitig bedenkt, dass viele Lehrer seit Jahren immer weniger verdienen.

Die verblüfften Blicke kennt er schon. Jörg Pohlers, 46, liefert Pizza aus, dreimal die Woche, zwischen 17 und 22 Uhr, für vier Euro pro Stunde; ein ganz normaler Nebenjob, eigentlich. Doch wenn er klingelt, passiert es regelmäßig, dass seine Kunden erst mal ungläubig staunen.

Denn Jörg Pohlers arbeitet als Technik-, Wirtschafts- und Sportlehrer in Leipzig, festangestellt, seit 20 Jahren. Als Pizzabote beliefert er häufig seine eigenen Schüler.

>>> Spiegel.de


Viele Staaten in Amerika haben das gleiche Problem. Eine radikale und umstrittene Lösung ist die Viertagewoche - Unterricht nur noch von Dienstag bis Freitag. Inzwischen in manchen Distrikten in 17 Staaten Standard.



Die Situation ist sicherlich nicht mit Deutschland vergleichbar, da in Amerika Schulen auf eigenverantwortlicherer Basis laufen und die Lehrer meines Wissens auch nicht beim Staat direkt angestellt sind. Trotzdem ist das eine äußerst beängstigende Entwicklung. Zudem eine, die der ohnehin kritischen Bildungspolitik in Amerika noch weiter schaden dürfte.

Erdbeben in der Türkei - kurzer Nachtrag

Gestern wackelte wieder die Erde, ein Magnitude 5.9-Erdbeben in der Türkei mit etwa 60 Toten. Das würde normalerweise nicht in den Nachrichten auftauchen, ist verständlicherweise im Angesicht der aktuellen globalen Aufmerksamkeit jedoch eine Meldung wert. Natürlich ist jeder Tote tragisch und ein Opfer zuviel - aber man sollte den Bezugsrahmen nicht verlieren. Zur Erinnerung: Erdbeben dieser Größenordnung finden im Schnitt jeden zweiten Tag statt. Sie lassen sich weder ernsthaft voraussagen noch verhindern. Nur der Schaden kann durch bessere Gebäude klein gehalten werden, was in der Türkei wohl nicht getan wurde.

(Bild und weitere Daten von http://my.opera.com/nielsol/blog/)

In einer Nachrichtensendung ("Brisant" glaube ich) wurde berichtet "das Erdbeben kam mit Vorankündigung: die Türkei gilt as Kollisionsgebiet mehrerer Kontinentalplatten". Letzteres ist zwar korrekt, aber die Aussage davor ziemlich dusselig - ein typisches Beispiel für Redakteure, die nicht mit pseudokausalen Statistiken umgehen können. Genauso gut könnte man sagen, jeder Autounfall kommt "mit Vorankündigung", da es im Jahr zwei Millionen Unfälle gibt.

Apropos Unfälle. Erinnert sich jemand an 2003? Damals gab es im Sommer ein schweres Busunglück - und auf einmal hatte man in den Nachrichten den Eindruck, dass Busse plötzlich links und rechts überall von der Straße rutschen. Letztes Jahr machte der tragische Fall eines verhungerten Kindes Schlagzeilen und sofort gab es Berichte von weiteren, vergleichbaren Fällen. Selektive Medienwahrnehmung ist gefährlich, deswegen sind verlässliche Statistiken so wichtig. Und die geben für Erdbeben bisher keinen erhöhten Grund zur Sorge.