Uff... was für ein Wochenende. Ein verhältnismäßig kleiner Vulkan auf Island pustet Asche über den Atlantik (immerhin haben die Isländer jetzt überhaupt wieder "Asche", hahaha) und Europa versinkt im Reisechaos. Über das ganze wurde schon reichlich von allen Nachrichtenseiten und -sendern ausführlich berichtet und im Internet verbloggt.
Eigentlich schon fast zu spät, aber was soll's, ich will auch meinen Senf beisteuern. Das hier ist eher ein Meinungsartikel.
Die Frage, die schon seit Tagen im Raum herumhängt: Ist das Flugverbot gerechtfertigt? Das lässt sich pauschal wohl kaum beantworten. Überhaupt ist die Abwägung zwischen wirtschaftlichem Schaden und Gefährdung von Menschenleben eine äußerst knifflige, in der Haut der Entscheider möchte ich nicht stecken.
In dem ganzen Trubel wird auch der Ruf nach mehr Testflügen lauter. Schon am Wochenende gab es mehrere davon in Europa, mit unterschiedlichen Ergebnissen
Scientists from Wiltshire who have been making test flights into the volcanic ash cloud say the decision to close UK airspace is not an over-reaction. BBC.
Völlig unverständlich finde ich die Aktion der Lufthansa, eine Handvoll Probeflüge zu machen und dann stolz zu verkünden: nichts passiert, also ist alles ok. Wie bitte? Selbst bei der Lufthansa sollte es eigentlich ein Verständnis für Statistik und wissenschaftliche Methoden geben.
Stellen Sie sich vor, ein Mathematiker will die Wahrscheinlichkeit für einen Sechser im Lotto herausfinden, kauft sich einen einzigen Losschein, verliert, und stellt fest: "Die Wahrscheinlichkeit ist 1 zu unendlich, null Prozent! Keiner kann jemals den Jackpot gewinnen!"
Selbst bei einer Unfallwahrscheinlichkeit von 1:1 Million wäre der Luftraum noch viel zu unsicher. Bei pro Tag 20 000 Flügen in Europa hieße das, jeden Tag neu Russisch Roulette mit 1:50 für den Jackpot - da würde ich nicht fliegen wollen. Kurzum: Drei Probeflüge und hinterher mit dem Finger über die Scheibe wischen und gucken, ob was hängen bleibt - das ist keine Wissenschaft!
Das heute gestartete Flugzeug der DLR kann da vielleicht bessere Antworten liefern. Hut ab vor den Mitarbeitern, die Tag und Nacht gearbeitet haben, um die Vorbereitungen - die sonst mehrere Wochen verschlingen - an einem einzigen Wochenende durchzuführen. Wenn alles funktioniert, könnte es schon heute Auswertungen für den deutschen Luftraum geben.
Das Problem ist jedoch nicht unbedingt die Wolke an sich, sondern die Tatsache, dass es kaum Grenzwerte oder Erfahrungen mit Triebwerken gibt. Selbst wenn man die Wolke erstmal gut vermessen hat - ohne ein Gefühl dafür, wie stark diese einem Triebwerk schaden könnte, ist das nur ein Anhaltspunkt. Die zwei bekannten Unfälle aus den 80ern fanden jeweils bei sehr starken Aschedichten statt - aber aus zwei Ereignissen kann man noch längst keine Statistik bauen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Luftraum über Deutschland vermutlich sicher genug ist. Aber Bauchgefühle sind nicht immer gute Ratgeber - und solange Unsicherheiten herrschen, ist absolute Vorsicht auf jeden Fall das beste Mittel.